Endlich wieder in Präsenz in Mainz
Welche Brisanz hat Parodontitis für die Zahnheilkunde heute? Wie können zahnärztliche Teams Betroffene dabei unterstützen? Diese Fragen standen bei dem Zahnheilkunde-Kongress 2022 vom 1. bis 2. April in Mainz im Vordergrund, der von der Landeszahnärztekammer Rheinland-Pfalz (LZK) ausgerichtet wird.
Die „Zahnheilkunde 2022“ ist eigentlich die „Zahnheilkunde 2020“, denn coronabedingt musste die LZK den Kongress mehrfach verschieben. „Endlich ist es wieder so weit“, freute sich LZK-Präsident Dr. Wilfried Woop und begrüßte die rund 250 Gäste. Nach vier Jahren Pause konnte man sich wieder treffen, fachlich interessante Vorträge hören, spannende Workshops besuchen, sich an den Aussteller-Ständen inspirieren lassen und – nicht zuletzt – persönlich miteinander vernetzen.
„Bestens verzahnt“
Der Titel des Kongresses meint einerseits die Verzahnung zwischen Wissenschaft und Praxis sowie die Zusammenarbeit bei Parodontitis-Patienten zwischen Ärzten und Zahnärzten, so der neue wissenschaftliche Leiter des Kongresses Prof. Dr. James Deschner (Unimedizin Mainz) in seiner Begrüßungsrede. Das Grußwort der rheinland-pfälzischen Landesregierung sprach Ministerialdirektor Daniel Stich, seit März 2021 im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit tätig.
Novum Nr. 1: Preisverleihung in Gedenken an Karl-Ludwig Ackermann
Zum ersten Mal hat die LZK auf der „Zahnheilkunde“ den Karl-Ludwig-Ackermann-Preis verliehen, mit dem gemeinsam mit der DTMD (University for Digital Technologies in Medicine and Dentistry) drei wissenschaftliche Arbeiten ausgezeichnet werden – in Gedenken an den Implantologen Dr. Karl-Ludwig Ackermann, der auf dem Gebiet Pionierarbeit geleistet hat und dem die Ausbildung des zahnmedizinischen Nachwuchses ein Herzensanliegen war. Der Preis wird in drei Kategorien vergeben: national, international sowie präklinische Forschung. Ausgezeichnet wurden (stellvertretend jeweils für ihr Forschungsteam): Annika Therese Kröger (Birmingham), Nadja Naenni (Zürich) und Jean-Claude Imber (Bern/Mainz).
Novum Nr. 2: „Young Corner“
Neu auf dem Kongress ist ein Forum für Studierende und Absolventen. Über 20 junge Zahnmediziner haben sich mit Vertretern der LZK ausgetauscht und über den Berufsstart informieren lassen. LZK-Vorstandsmitglied Dr. Stefan Hannen, zuständig für den beruflichen Nachwuchs und Dr. Clara Döring, Mitglied der LZK-Vertreterversammlung teilten ihre Erfahrungen zu Berufseinstieg und Praxisgründung. Die beiden warben für das Engagement in der Standespolitik.
3. Novum: Prof. Deschner als wissenschaftlicher Leiter
Mit Prof. Dr. James Deschner hat die LZK als wissenschaftlichen Leiter des Kongresses einen ausgewiesenen Parodontitis-Experten gewinnen können, was sich auch im Kongressprogramm widerspiegelte. „Paro ist der rote Faden dieses Wochenendes, mit dem die verschiedensten Disziplinen verknüpft sind“, so Deschner. Weitere Referenten waren Prof. Dr. Dr. h. c. Anton Sculean, Prof. Dr. Dr. Peter Proff, Prof. Dr. Kerstin Galler, Dr. Hans-Willi Herrmann, Prof. Dr. Peter Rammelsberger, Dr. med. dent. habil. Peter Gehrke, Prof. Dr. Frank Schwarz, Prof. Dr. Ata Anil, Prof. Dr. mult. Sharam Ghanaati, Priv.-Doz. Dr. Raluca Cosgarea, und Dr. Torsten Conrad. Das Team-Programm lief parallel zu den Vorträgen für die Zahnärzteschaft und war für sowohl für ZFA als auch die Zahnärzteschaft konzipiert. Referenten waren hier u. a. Prof. Dr. Christian Graetz, Prof. Dr. Christina Erbe, Dr. Anna Damanaki, Prof. Dr. Johann Wölber, Dr. Jens Weusmann.
Zahngold-Spenden zugunsten schwerstkranker Kinder
Eine gute Tradition auf dem „Zahnheilkunde“-Kongress ist die Scheckübergabe von San.-Rat Dr. Gert Kohl. Der Mainzer Zahnarzt sammelt schon seit 30 Jahren Zahngold-Spenden aus der Kollegenschaft zugunsten des Vereins KIKAM, der die Kinderintensivstation der Mainzer Uniklinik unterstützt. Seit der letzten Scheckübergabe sind 473.339 Euro zusammengekommen, die an die KIKAM-Vorsitzenden überreicht wurden. Insgesamt erhielt die Kinderintensivstation seit Bestehen der Aktion 2,3 Mio. Euro, die für die medizinische Versorgung der kleinen Patienten eingesetzt werden.
Party mit Maske und Abstand
Die traditionelle „Get-Together-Party“ verlief am Freitagabend anders als von den Vorjahren gewohnt, aber nicht weniger launig. Informeller Austausch war auch trotz der Distanz möglich. Auch die Dentalausstellung der Hersteller wurde zwischen den Vorträgen rege besucht. Als am Samstagnachmittag der Kongress endete, war man sich einig: endlich wieder eine große Veranstaltung mit „Hands-on“-Praxisteil, das war für alle ein Gewinn.
V. l. n. r.: Dr. Wilfried Woop, Daniel Stich, Prof. Dr. James Deschner